Die Rolle der Kirchen im Sozialstaat der Bundesrepublik Deutschland


Nach dem Grundgesetz, also der Verfassung der Bunderepublik, ist Deutschland ein Sozialstaat. Das bedeutet Menschen in Not soll geholfen werden. Da der Staat, auch im Hinblick auf den Föderalismus, also der Aufteilung des Bundesgebietes in Bundesländer und in Kommunen, nicht allen mit eigenen Einrichtungen helfen kann beauftragt er andere. Eine große Rolle spielen dabei die großen christlichen Kirchen. Neben ihren primären Aufgaben nämlich der Verkündigung in Gottesdiensten, der allgemeinen Seelsorge und der kirchlichen Betreuung in Lebenslagen, wie bei Taufe, Hochzeit und Beerdigung, stellen diese umfangreiche Kapazitäten im Bereich des Sozialwesens zur Verfügung. Beginnend im Rettungsdienst und in der stationären Krankenversorgung mit Johanniter Unfallhilfe, dem Malteser Hilfsdienst und den vielen christlich-geprägten Krankenhäusern, die sich über ganz Deutschland verteilt finden und eine nicht geringe Anzahl von Bettenkapazitäten stellen. Weitergehend über die Betreuung von alten und kranken Menschen in und mit Einrichtungen verschiedenster Art, wie in Seniorenheimen, Stationen der Kurzzeit- oder Tagespflege oder mit mobilen Hilfsdiensten und Essen auf Rädern.

Auch Behindertenheime und andere Einrichtungen der Behindertenhilfe werden betrieben. Im Bereich der Kindertagesbetreuung, beispielsweise in Kindergärten, Horten und Kindertagesstätten wäre eine so große und flächendeckende Kinderbetreuung ohne die von den kirchlichen Einrichtungen bereitgestellten Plätzen undenkbar. Eine Vielzahl von schulischen Einrichtungen, aller Schularten von Grundschulen über Gymnasien und verschiedensten Berufsschulen bis hin zur Förderschule wird deutschlandweit, teilweise mit Ganztagesbetreuung oder angeschlossenen Internaten betrieben. Selbst eine Universität und dutzende Hochschulen, Fachhochschulen und selbstständige Fakultäten gibt es in Deutschland unter kirchlicher Trägerschaft. Die Kommunen, die eigentlich für die lokale Jugendarbeit zuständig sind, greifen gerne auf Angebote der kirchlichen Gruppen und Gemeinden, wie beispielsweise Ferienbetreuung oder Pfadfindergruppen zurück und unterstützen diese deswegen auch finanziell und ideell. Mit der Caritas und der Diakonie stehen in Deutschland zwei große kirchliche Sozialdienstleister bereit und halten mit vielen Tausenden von Angestellten ein großes Angebot bereit.

Finanziert werden die kirchlichen Hilfen von den Einnahmen der Kirchensteuer, staatlichen Zuschüssen, von Gebühren und Kosten der Menschen die sie in Anspruch nehmen und von Spenden aller Art, also Geldspenden und Sachspenden. Ehrenamtliche Hilfe wird immer gerne angenommen, so dass viele Menschen in diesem Bereich auch ihre Erfüllung gefunden haben. Gerade im Bereich der Kategorialseelsorge, also der speziellen Seelsorge, erfüllen die Kirchen Aufgaben, die vom Staat selbst nur sehr schwer erfüllt werden könnten. In Gefängnissen, Krankenhäusern sowie bei Polizei und Bundeswehr stehen speziell ausgebildete Seelsorger und entsprechend ausgebildete Sozialpädagogen bereit um in sozialen, zwischenmenschlichen und auch in Glaubens- und Gewissensfragen zu helfen.

Gerade die Kategorialseelsorge macht ein glückliches Miteinander in vielen Einrichtungen überhaupt erst möglich, beziehungsweise sorgen diese Kräfte für die notwendige Zerstreuung im Dienst-, Krankenhaus, oder Gefängnisalltag. In diesem Sinne wird in diesen Einrichtungen für Lebensqualität gesorgt. Dies wird insbesondere in Krankenhäusern mit Palliativstationen deutlich, in denen Menschen ihren letzten Weg gehen müssen und ganz besondere seelische Zuwendung brauchen, um mit dieser Situation umgehen zu können. In diesen Punkten gibt es eigentlich keine staatlichen Äquivalente. Insofern sind die kirchlich getragenen Einrichtungen auch trotz sinkender Mitgliederzahlen für die Zukunft dringend notwendig, auch im Hinblick darauf, dass die Kirchen ihre Angebote immer mehr auch in Richtung Integration von nicht einer christlichen Konfession angehörenden Einwanderern in Deutschland ausweiten. Kirchliche Gemeindearbeit ist oft auch Quartiersarbeit und Arbeit an und mit der dort wohnenden Gesellschaft.

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