Sinn und Zweck des Ehrenamtes im Sozialstaat


In Deutschland ist im Grundgesetz das Sozialstaatsprinzip als unveränderbar festgeschrieben. Viele zehntausend Menschen arbeiten Haupt- oder nebenberuflich bei Firmen, Organisationen oder Verbänden, die sich um soziale Belange kümmern. Gerade in der überalternden Gesellschaft werden immer mehr Fachkräfte gesucht, die sich um die Menschen mit ihren Krankheiten und Sorgen kümmern. Jedoch ist Pflege ein teures Unterfangen. Zwar soll die gesetzliche Pflegeversicherung helfen, den Kosten entgegenzutreten und viele Menschen sichern sich zusätzlich mit einer privaten Pflegeversicherung gegen die drohenden Kosten eins Pflegefalles ab, aber ohne die Hilfe ehrenamtlicher Kräfte wäre ein gutes soziales Miteinander gar nicht möglich.

In so ziemlich allen Bereichen des Sozialwesens engagieren sich ehrenamtliche Kräfte. Diese erhalten in der Regel kein Geld für ihre Dienste sondern erledigen dies quasi als Hobby. Manche Ehrenamtliche jedoch bekommen von ihren Trägern eine Aufwandsentschädigung, ihre angefallenen Kosten ersetzt oder ihnen wird ihr Gehalt für die Dauer des Dienstes weitergezahlt, beziehungsweise ihrem Arbeitgeber erstattet. Gerade auch die christlichen Kirchen unterhalten Gruppen die sich ehrenamtlich betätigen. Das sind beispielsweise die Besuchsgruppen die Kranke im Krankenhaus besuchen und dort für ein menschliches Miteinander sorgen und somit auch Ärzte und Pflegepersonal entlasten. Andere Gruppen kümmern sich um Häftlinge im Gefängnis. Sie besuchen die Gefangenen, die nie oder nur selten Besuch bekommen.

Außerdem bieten sie Gruppen und Kreise für Gefangene an, die es sonst aus Kostengründen oder aus Gründen der fehlenden Qualifizierung nicht geben würde. Bastelgruppen oder auch Sportangebote kommen so zustande und helfen den Gefangenen zum einen die Haftzeit durchzustehen und zum anderen ist es möglich, dass Gefangene so ein Hobby entdecken, was ein Schritt in die Resozialisierung ist. Die ehrenamtlichen Helfer unterstützen auch Gefangenen, welche sich auf Bewährung befinden, damit ihnen der Schritt zurück in die Gesellschaft gelingt. Ehrenamt ist aber auch in der Pflege der Kranken und Alten wichtig. Für viele ist das ein unfreiwilliges Nebenamt, wenn pflegebedürftige Angehörige betreut werden müssen. Andere jedoch unterstützen die Pflegenden bei ihren Aufgaben ehrenamtlich und sorgen so für eine weitere Lastenverteilung auf mehrere Schultern. Auch in den Altenheimen gibt es ein weitreichendes Engagement, damit dort Angebote stattfinden können, die es sonst aus Zeitmangel nicht geben könnte. Kochgruppen oder auch mal ein interessant gehaltener Vortrag bringen Lebensqualität in diese Einrichtungen.

Wenn es in Deutschland einmal heiß her geht oder schnell gehen muss, sind es auch Ehrenamtliche die helfen. Denn fast der gesamt Katastrophenschutz fußt auf den Stützen des Ehrenamts. Angefangen bei den Freiwilligen Feuerwehren, die es überall in Deutschland gibt. Gerade im ländlichen Bereich sind sie die Brandschutzkräfte die auf sich allein gestellt sind. Bei einem Feuerwehrmann in einer Freiwilligen Feuerwehr bekommt der Arbeitgeber das Geld erstattet, dass er während der Abwesenheitszeit des Feuerwehrmannes diesem bezahlen muss. Das hilft Kräfte zu requirieren, wenn es einmal schnell gehen muss. Auch bei der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk arbeiten überwiegend ehrenamtliche Kräfte.

Jetzt wo diese im Gegenzug keine Freistellung von der Wehrpflicht mehr erhalten können, muss diese Arbeit eine völlig neue Wertschätzung erfahren, denn diese Arbeiten tatsächlich in ihrer Freizeit für andere Bürgerinnen und Bürger. Ebenso werden weite Teile des Rettungsdienstes und des Krankentransportes von Freiwilligen geschultert. Sanitätsdienste auf Veranstaltungen und Festen sowie die rettungsdienstlichen und Betreuungsanteile des Katastrophenschutzes sind nahezu vollständig in ehrenamtlicher Hand, was die wenigsten Bürger in Deutschland wissen. Neben diesem von Verbänden, Vereinen, Kirchen und Organisationen organsierten Ehrenamt gibt es natürlich auch das versteckte und verborgene Ehrenamt, wo Menschen im Rahmen der ungezwungenen Nachbarschaftshilfe sich gegenseitig helfen und auch mal die Augen vor eigenen Belastungen zudrücken. In einer immer anonymer werdenden Gesellschaft ist ein solches Engagement nicht mehr selbstverständlich und verdient höchste Anerkennung.

Wenn man in der Nachbarschaft zusammen hilft kann vieles einfacher funktionieren. Inwieweit es heute in Deutschland um diese Art der Hilfe bestellt ist, kann keine amtliche Statistik ausweisen und vermelden. Hier kann nur die persönliche Empfindung der Einwohner Auskunft geben. Feststeht dabei, umso geborgener man sich in seinem Umfeld oder in seiner Sozialsphäre fühlt, desto glücklicher sind die Menschen. Das bedeutet, auch wenn alles professioneller wird, ehrenamtliche Hilfe wird man immer brauchen, denn anders ist Humanität oder Nächstenliebe aus christlich- religiöser Sichtweise nicht zu verwirklichen und auch nicht zu bezahlen. Immerhin und das wissen die wenigsten Ehrenamtlichen sind die meisten bei den Trägern der Hilfen gegen Unfälle und Schäden die sie in Ausübung ihres Dienstes erleiden versichert. So müssen diese im Falle, dass sie einmal Hilfe benötigen keine Sorgen machen, wie es weitergehen soll. Die neuste Entwicklung des Ehrenamtes in Deutschland ist die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes, der zur Jahresmitte 2011 den Zivildienst abgelöst hat. Bei diesem können sich Bürgerinnen und Bürger engagieren und dafür ein Taschengeld erhalten. Außerdem erhalten die Teilnehmer freie Unterkunft und Verpflegung.

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